Die Fünf Filmfreunde
Oben ein neuer Clip aus Tarantinos „Inglorious Basterds“, in dem Tarantino selbst den deutschen Nazikiller Sgt. Hugo Stiglitz (Til Schweiger) vorstellt. Lars-Olav Beier hat ihn sich in Cannes angesehen und er ist nicht sehr begeistert (das Zitat verrät nicht das Ende des Films, die Rezension auf spOnline aber sehr wohl): Quälend langsame Nazi-Walze.
„Inglourious Basterds“ zu sehen ist so, als würde man dem Blut beim Trocknen zuschauen.
Allein die erste Dialogszene dauert über 20 Minuten. Ein Nazi-Offizier (Christoph Waltz) sucht im Jahr 1941 mitten in Frankreich einen Bauernhof auf, um Juden aufzuspüren. Er schraubt seinen Füller zusammen, als würde er eine Waffe zusammensetzen, er trinkt voller Genuss ein Glas Milch, erklärt lang und breit, was er so macht, und trägt höchst umständlich seine Ansichten über Rattenbekämpfung vor. Nach etwa 15 Minuten schwenkt die Kamera nach unten und entdeckt unter den Dielen versteckte Menschen. Doch bevor sie kurz darauf von Maschinengewehrgarben zerfetzt werden, bekommt keiner von ihnen ein Gesicht.
Tarantino beginnt mit totalem Stillstand – und nimmt danach langsam das Tempo heraus.
Naja. Tatsächlich funktionieren Tarantinos Filme immer über den Dialog und pointierte Gewalt, die nicht so zahlreich ist, wie es einem die Erinnerung vorgaukelt. Aber ich bin ja auch Fanboy und mochte auch „Death Proof“. Das Review auf AICN liest sich dann auch wieder ganz anders und ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen und die 58% auf Rotten Tomatoes dürften noch ein wenig steigen:
To sum it up in one word: HOLYSHITOHMYGODWOWOWOW.
(UPDATE) Telepolis feiert den Film ein wenig differenzierter als AICN: Endlich: Hitler ist tot!
Sein Film ist damit in allem DAS Gegenstück zum Stauffenberg-Drama „Valkyrie“, kein beflissenes, depressives, graues Drama, bei dem man schnell vergisst, was eigentlich das Problem mit den Nazis war, sondern bunt und grell, so pervers wie die Nazis waren, eine kontrollierte Überschreitung der historischen Wirklichkeit, der diese dadurch um so sichtbarer macht. Dass man den Faschisten gerechter wird, wenn man sie als Monster und Bodysnatcher zeigt, als Unholde und Horrorgestalten in der Nachfolge des „Nosferatu“- und „Mabuse“-Kinos der Weimarer Republik, statt als „Talking Killer“ der Hollywood-Tradition, der seinem Jäger nur allzu ähnlich ist, das hat schon Guillermo del Toro in „Pans Labyrinth vorgemacht.
Nach dem Klick noch drei neue Clips aus dem Film.
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